KARTOFFELFAKTEN

Geschichte

  • Die Kartoffel stammt ursprünglich aus dem Andengebirge, aus Chile oder Peru und war dort unter dem Namen „Chunu“ bekannt. Seit mindestens 7.000 Jahren wird die Kartoffel angebaut.
  • Die Inkas legten Kartoffelscheiben auf Gliedmaßen mit Knochenbrüchen in der Annahme, dass dies den Heilungsprozess beschleunige. Auch wurde Kartoffelpülpe oder -saft zur Behandlung von Brandwunden oder Hautverletzungen aufgrund von extremer Kälte eingesetzt.
  • Zur Zeit der Inkas wurde die Kartoffel in ihrer Sprache, Quechua, „Papa“ genannt. Dieses Wort wurde von den Spaniern, die die Kartoffel nach Europa gebracht haben, übernommen und verbreitet. Die Kartoffel war das Hauptnahrungsmittel der Inkas.
  • Diverse Völker verehrten Kartoffelgötter. So beteten die Inkas die Göttin Axomama an, was „Kartoffelmutter“ bedeutet. Diese Göttin stammte von Pachamama ab, der Mutter der Erde.
  • Die Kartoffelbauern der Inkas wussten bereits, dass, an Tagen an denen die Sonne am höchsten steht, bei einer dünnen Wolkenschicht vor den Sternen, das Setzen der Kartoffeln aufgeschoben werden muss. Wissenschaftler haben kürzlich entdeckt, dass die Inkas hiermit den El-Niño-Effekt prophezeiten: ungünstige Klimaveränderungen als Folge von Klimaschwankungen der Ozeane.
  • Die Inkas hatten mehr Rituale und Formen von Aberglaube, wobei die Kartoffel die Hauptrolle spielte: – Sie aßen die Kartoffel zusammen mit anderen Nahrungsmitteln, um Verdauungsproblemen vorzubeugen, wie z.B. Verdauungsstörungen durch zu schnelles essen. – Sie trugen Kartoffeln bei sich, um Rheuma vorzubeugen – Zeit messen: Sie verglichen verstrichene Zeit mit der Kochzeit von Kartoffeln – Sie behandelten Flecken im Gesicht täglich mit kaltem Kartoffelsaft – Verbrennungen und Frostbeulen auf der Haut wurden mit feingeschnittenen Kartoffeln oder Kartoffelsaft behandelt – Zahnschmerzen wurden gelindert, indem man eine Kartoffel bei sich trug – Gegen Halsschmerzen wurde eine gebratene Kartoffelscheibe in einem Strumpf um den Hals gebunden – Schmerzen in Körperteilen wurden gelindert, indem man diese mit Kochwasser von Kartoffeln eingerieben hat
  • Zur Zeit des Goldrauschs in Klondike in Alaska (1897-1898) waren Kartoffeln ihr Gewicht in Gold wert. Aufgrund des hohen Gehalts an Vitamin C tauschten Minenarbeiter sie gegen Gold.
  • Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Kartoffel an der Küste des Golfs von Biskaya von den Familien spanischer Seeleute angebaut. Diese nahmen die Kartoffeln als Nahrungsmittel mit, das Skorbut vorbeugen sollte.
  • Der preußische König Friedrich der Große, gefürchtet aufgrund der Lebensmittelknappheit in seinem Königreich, befahl seinen Untertanen, Kartoffeln anzubauen. Er drohte damit, jedem Nase und Ohren abzuschneiden, der sich weigerte. Er bewunderte die Blüte der Kartoffelpflanze so sehr, dass er diese in seinem Ziergarten in Berlin anpflanzen ließ.
  • Der preußische König Friedrich der Große sah das Potenzial der Kartoffel, hatte jedoch große Schwierigkeiten, das Volk davon zu überzeugen. Das Volk war nicht interessiert und sah keinem Nutzen im Anbau und Verzehr der Kartoffeln. Im Jahr 1774 ließ der König daher eine große Fläche mit Kartoffeln bepflanzen und ließ diese unübersehbar „streng“ überwachen. Die Bevölkerung glaubte, dass etwas, was so gut bewacht wird, sicher gut und lecker sein muss und stahl die Kartoffeln für den eigenen Garten!
  • Historische und genetische Beweise zeigen, dass die Kartoffel kurz nach Europa auch in Indien eingeführt wurde. Vermutlich wurden die Kartoffeln von portugiesischen Handelsreisenden mitgenommen.
  • Die erste, bekannte gedruckte Abbildung der Kartoffel war von dem Engländer John Gerard und stammt aus seinem Buch „Herball“ aus dem Jahr 1597.
  • Dass Kartoffeln eine gesunde Basis für die Mahlzeit darstellten, wurde im 16. Jahrhundert bezweifelt. Die Kartoffel wurde als eine mögliche Ursache für Verrücktheit, Lepra und andere Krankheiten gesehen.
  • Früher spielte die Kartoffel eine Rolle für abergläubische Menschen: Eine schwangere Frau sollte sich, wenn sie kein Kind mit einem großen Kopf gebären wollte, besser nicht an Kartoffeln laben und sowieso nicht zur Abendmahlzeit.
  • Vor Jahren wurde in Irland ein alkoholhaltiges Getränk aus Kartoffeln hergestellt. Hierzu kochten die Amateur-Brenner die Kartoffeln und destillierten sie das Gebräu. Das war übrigens nicht ungefährlich. Bei fehlerhafter Herstellung war dieses Getränk, genannt Poteen, tödlich.
  • Zur Zeit von Königin Viktoria war die Kartoffel in Großbritannien sehr beliebt. Zu Ehren dieses Produkts wurde im Jahr 1879 im Alexandra Palace in London eine internationale Kartoffelshow abgehalten, bei der 100 Sorten vorgeführt wurden.
  • Aufgrund der „Großen Kartoffelkrankheit“ flüchteten viele Menschen aus Irland und wanderten in Länder wie Amerika, Kanada und Australien aus. Aus diesem Grund ist der Bevölkerungsanteil mit irischer Abstammung in diesen Ländern relativ groß.
  • In vielen Regionen war es früher üblich, Kartoffeln bei Vollmond oder an Karfreitag zu setzen – unabhängig vom Datum. Frühe Kartoffeln mussten dann an Pfingsten gerodet werden. Zu anderen Zeitpunkten würde die Ernte geringer ausfallen.
  • Der berühmte Mr. Potato Head wurde 1952 von George Lerner erfunden, um günstige Puppen für seine Schwestern herzustellen. Zunächst wurden Kunststoffteile in echte Kartoffeln gesteckt, später kam hier ein Kunststoffkörper hinzu. Mr. Potato Head wurde 1995 noch berühmter, als er im Film Toy Story erschien.
  • Im 17. Jahrhundert wurde der Kartoffelanbau auf der Watteninsel Texel von der Familie Oosterdijk dominiert. Ganz Texel war für seine tägliche Kartoffel von dieser Bauernfamilie abhängig. Aufgrund einer Flaute im Kartoffelhandel machte Marc, der einzige Sohn der Familie, einmal die Aussage: Malheur meakt eerdappels tot een sleur (dt. Malheur macht die Kartoffel zum Trott). Diesen Spruch hört man auf Texel auch heutzutage noch regelmäßig.
  • Um die Kartoffeln (von Hand) aus der Erde zu ernten, wurde früher die ganze Familie miteinbezogen. Zur Erntezeit gingen viele Kinder daher nicht zur Schule. Das hat die belgische Regierung zur Einführung der Herbstferien veranlasst.

Kartoffelanbau

  • Im Weltkatalog der Kartoffelsorten standen 2007 sage und schreibe 4.200 Sorten aus 101 Ländern. Allein aus Lateinamerika stammen davon schon 3527 Sorten. (Quelle: CIP, International Potato Center, Lima, Peru)
  • Der Rekord „schwerste Kartoffel“ liegt bei 3,8 kg. Das ist vergleichbar mit dem Durchschnittsgewicht eines neugeborenen Babys. Diese Kartoffel wurde 2010 in Hallam, Nottinghamshire, in England entdeckt.
  • Die Kartoffel wächst in mehr Klimazonen als jede andere Nahrungspflanze der Welt und ein Hektar Kartoffel produziert mehr Energie als ein Hektar mit einem anderen Produkt.
  • Seit 1996 ist der Name der Sorte „Opperdoezer Ronde“ eine europäisch geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.). Das bedeutet, dass keine andere Kartoffel unter diesem Namen auf den Markt gebracht werden darf, sofern diese nicht in Opperdoes angebaut wurde.
  • Im Oktober 1995 wurde die Kartoffel die erste im Weltraum angebaute Nahrungspflanze. Die NASA und die Universität von Wisconsin entwickelten die Technologie mit dem Ziel, Astronauten und mögliche Weltraumkolonien mit Nahrung zu versorgen.
  • Kartoffeln werden weltweit in mehr als 180 Ländern angebaut und wachsen sowohl auf Meereshöhe als auch auf mehr als 4.500 Metern Höhe. Für zwei Drittel der Weltbevölkerung ist die Kartoffel inzwischen ein Hauptnahrungsmittel.
  • Ein Hektar mit Kartoffeln bepflanzte Fläche liefert vier Mal so viel Nahrung wie eine vergleichbare Fläche mit Mais. Zudem sind Kartoffeln leichter zu ernten und zu verarbeiten!
  • Eine der größten Bedrohungen für die Kartoffel ist Phytophthora. Diese Plage verursachte rund 1845 in Irland die „Große Kartoffelkrankheit“, wodurch innerhalb von fünf Jahren mehr als eine Million Menschen einen Hungertod starben.
  • Wenn eine Kartoffel dem Licht ausgesetzt wird, zu wachsen beginnt und Stängel entwickelt, entstehen sogenannte Lichtkeime. Diese Triebe können auf Eigenschaften wie Knospen- oder Blattbildung, Farbe und Behaarung untersucht werden und anhand dessen können Sorten identifiziert werden, da diese für jede Sorte nahezu einzigartig sind.
  • Diverse „vergessene Sorten“ sind wieder im Kommen. Sorten, die u.a. aufgrund von langer Produktionszeit nicht mehr angebaut wurden, werden jetzt wieder angebaut und konsumiert. So stammt La Ratte aus 1872 und Cornes de Gattes (bedeutet übrigens Ziegenhörner) aus der Zeit vor 1850.
  • Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (Food and Agriculture Organization – FAO) der Vereinten Nationen wächst die weltweite Kartoffelproduktion jährlich um durchschnittlich 4,5 %. Die Kartoffel ist beliebt, weil sie nachhaltiger als Weizen und Reis ist, und leichter angebaut und verarbeitet werden kann.
  • Die bisher höchsten Kartoffelpflanzen waren 2,5 Meter hoch und das Ergebnis einer Kreuzung aus Agrias und Bintjes. Die meisten Kartoffelpflanzen können so lang werden, wenn sie gemolken werden. Melken bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die jungen Knollen von der Pflanze entfernt werden. Dies erfolgt bei der Pflanzenveredelung, um Pflanzen, die sonst nicht blühen, zum Blühen zu bringen und sie so miteinander kreuzen zu können.
  • Die Kartoffelsorte Bintje ist im Jahr 1905 entstanden, als der niederländische Lehrer Klaas de Vries zusammen mit seinen Schülern Kartoffeln züchtete. Die schönste Kartoffelsorte benannte er nach seiner eifrigsten Schülerin mit dem Namen Bintje Jansma.
  • Obwohl die Batate „Süßkartoffel“ genannt wird, ist es offiziell keine Kartoffel. Die Pflanze stammt aus der Familie der Windengewächse und ist eine stärkehaltige Verdickung der Wurzel. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Kartoffel kann diese roh verzehrt werden. In Marokko macht die Kartoffel einen großen Teil des Anbaus aus: Nach Zuckerrüben und Weizen sind Kartoffeln bezüglich Umfang das dritte Gewächs in diesem Land. Abgesehen davon, dass die Marokkaner selbst häufig Kartoffeln essen, ist es ein großes Exportprodukt. Zusammen mit Tomaten sind Kartoffeln das größte Produkt im Bereich Obst und Gemüse.

Kartoffelkonsum und -zubereitung

  • Den Rekord „Kartoffelschälen“ stellten 5 Frauen im Jahr 1992 auf, die 483,6 kg Kartoffeln in 45 Minuten schälten. Sie verwendeten hierzu ausschließlich Küchenmesser.
  • In Europa werden die meisten Kartoffeln pro Kopf von der Bevölkerung in Portugal gegessen. An der zweiten Stellen stehen die Iren, dicht gefolgt von den Briten.
  • Schrubben ist das neue Schälen! Die Schale von Kartoffeln ist reich an Vitaminen und Geschmack. Insbesondere bei den neuen Kartoffeln wäre es daher zu schade, die Schale zu entfernen. Einfach gut bürsten (oder schrubben) und anschließend mit Schale kochen, braten oder grillen! Einfacher geht’s nicht und vor allem total lecker!
  • Um zu zeigen, wie vielseitig die Kartoffel ist, schrieb die irische Chefköchin und Kartoffelfan Lucy Madden ein Buch mit dem Titel „The Potato Year: 365 Ways Of Cooking Potatoes“. Darin stehen, wie der Titel bereits besagt, 365 Kartoffelrezepte – für jeden Tag des Jahres eins!
  • Wenn Kartoffeln Tageslicht ausgesetzt werden, entweder während des Anbaus oder nach der Ernte, verfärbt sich die Schale grün. Die grün verfärbten Teile sind nicht zum Verzehr geeignet. Ausreichend dick schälen, bis das Grün weg ist, und das Problem ist gelöst!
  • Die Zypern-& Malta-Kartoffeln sind allesamt sehr geschmackvolle Kartoffeln, da sie auf dem fruchtbaren, roten vulkanischen Boden angebaut werden. Der mineralreiche Boden, in Kombination mit den klimatischen Bedingungen und der salzigen Seeluft, macht es zudem möglich, dass mit minimaler Düngung und Pflanzenschutz ein Spitzenprodukt angebaut werden kann.